Helene Hartmeyer

Helene_Hartmeyer Helene Hartmeyer: Oberin des Diakonissen-Mutterhauses Rotenburg (Wümme)
geb. 7.1.1854 in Kiel / gest. 21.2.1920 in Rotenburg (Wümme)
„Vergiss niemals, dass du nicht alleine das leibliche Elend lindern sollst, gedenke daran, dass die Seele der Barmherzigkeit die Barmherzigkeit mit der armen Seele ist.“ (Helene Hartmeyer: Einführung in die Berufsordnung, 1896)
Das war die Auffassung der Diakonisse und Oberin Helene Hartmeyer, nach der sie lebte und für die sie kämpfte. Obwohl Helene Hartmeyer als fromme Frau den Gehorsam als eine der wichtigsten Tugenden ansah, war ihr das Gebot der Nächstenliebe wichtiger als der Gehorsam gegenüber weltlichen Autoritäten. Dafür nahm sie heftige Kontroversen mit der Leitung ihres Krankenhauses in Hamburg in Kauf, die schließlich mit einem Rauswurf endeten. Doch der Krise folgte ein Neuanfang: Die Gründung des Diakonissen-Mutterhauses in Rotenburg (Wümme).
Mit ihrer Beharrlichkeit und Eigenständigkeit entsprach Helene Hartmeyer nicht dem damaligen traditionelle Frauenbild.

Die Lehrerin
Als Tochter eines Juristen 1854 in Kiel geboren, entschied sich Helene Hartmeyer schon früh für die Berufstätigkeit. Das Schicksal der verwitweten Mutter scheint ihr gezeigt zu haben, dass sich eine Frau nicht auf die Versorgung durch einen Ehemann verlassen sollte. Doch ihre berufliche Existenz als Privatlehrerin war gefährdet, als 1865 die Kieler Schulbehörde nur noch Lehrkräften mit Seminarausbildung die Lehrerlaubnis erteilte. Da kam das Angebot von Pastor Behrmann, den sie noch aus ihrer Jugendzeit in Kiel kannte, gerade recht: Er bot ihr die Stelle als Oberin im Diakonissen-Mutterhaus „Bethesda“ in Hamburg an. Nach längerem Zögern sagte sie zu und ließ sich in Berlin in der Krankenpflege ausbilden. Am 12. Januar 1891 wurde Helene Hartmeyer zur Diakonisse eingesegnet und gleichzeitig in das Amt der Oberin eingeführt.

Die Oberin
Dem hoffnungsfrohen Beginn folgte die Ernüchterung. Denn in der Zusammenarbeit mit den Hamburger Krankenhausärzten zeigte sich, dass diese in den Diakonissen lediglich Krankenpflegerinnen sahen, die Patienten versorgen und vor allem in der einträglicheren Privatpflege tätig sein sollten. Die Pflege Armer und Bedürftiger empfanden die Ärzte als zuwenig lukrativ und Zeit für Andachten und religiöse Unterweisungen als Zeitverschwendung. Das war für Helene Hartmeyer nicht mit dem Grundsatz der Diakonissen vereinbar. Nach Jahren der Auseinandersetzungen kam es 1904 zum Eklat: Der männliche Vorstand des „Bethesda“ enthob seine Oberin kurzerhand ihres Amtes und Helene Hartmeyer musste binnen 24 Stunden das Haus verlassen.

Aufbruch zu neuen Ufern
Doch der Rauswurf barg die Chance eines Neubeginns: In Rotenburg (Wümme), in der Provinz, konnte Helene Hartmeyer noch einmal ganz von vorne anfangen. Zusammen mit 62 Schwestern, die ihr aus Hamburg folgten, setzte sie im April 1905 ihr Werk der „christlichen Liebestätigkeit“ – ein Schlagwort aus dem 19. Jahrhundert für diakonisch-soziale Arbeit – fort.
In Rotenburg wurden die Diakonissen mit offenen Armen aufgenommen, denn hier wurden sie dringend gebraucht: Zunächst im „Rotenburger Asyl“ für körperlich und geistig behinderte Menschen, später im Kindergarten, im Kinderhort, im Krankenhaus und in der Gemeindepflege.

Eine gute Ausbildung muss sein
Für viele junge Frauen aus Rotenburg und der ländlichen Umgebung bot das von Helene Hartmeyer gegründete Diakonissen-Mutterhaus die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen und auszuüben.
Gemäß Helene Hartmeyers Auffassung, dass nicht nur die körperliche Gesundung zu fördern sei, sondern die Patientinnen und Patienten auch eine sittlich-moralische Betreuung benötigten, erhielten die jungen Diakonissen eine umfassende krankenpflegerische und geistliche Ausbildung. Sie mussten sich als qualifizierte Krankenpflegerinnen gegen die freien Schwestern behaupten, die seit den 1890er Jahren auf den Markt drängten. Der sich allmählich entwickelnde Sozialstaat verlangte für die Krankenpflege bestimmte pflegerische und medizinische Standards, denen auch das Krankenhaus im Diakonissen-Mutterhaus Rechnung tragen musste. So wurden die medizinischen Unterrichtsfächer von Ärzten erteilt, Fächer wie Religion, Geschichte und Literatur unterrichteten Helene Hartmeyer bzw. Pastor Buhrfeind.
Die jungen Diakonissen sollten eine gute Allgemeinbildung erhalten und sich – als Repräsentantinnen des Mutterhauses – zu benehmen wissen. Daneben war es vor allem die Aufgabe von Helene Hartmeyer, die Anwärterinnen so zu erziehen, dass sie sich rasch in die Gemeinschaft einlebten. An Schwesternabenden im Mutterhaus sprach sie ausführlich über alle Themen, die nicht nur im Berufsalltag, sondern auch im Zusammenleben in der Gemeinschaft unerlässlich waren.

Helene Hartmeyer und Rotenburg
Für Rotenburg war Helene Hartmeyer ein Glücksfall.
Das Angebot, hier neu zu beginnen, erkannte sie als Chance und griff mutig zu. Es ist vor allem ihr zu verdanken, dass bereits einige Monate nach dem Einzug der Diakonissen in Rotenburg im November 1905 der Grundstein für das Diakonissen-Mutterhaus gelegt werden konnte, dem später ein erstes Krankenhaus angegliedert wurde. Heute zählt das 1975 erweiterte Diakoniekrankenhaus Rotenburg zu den größten und am besten ausgestatteten Krankenhäusern in Norddeutschland.
Die überzeugte Christin, leidenschaftliche Pädagogin und selbständige Denkerin Helene Hartmeyer setzte Maßstäbe in Krankenpflege, Erziehung und Ausbildung. Es war ihre Überzeugung, gleichermaßen für die körperliche wie auch seelische Fürsorge der ihr anbefohlenen Menschen sorgen zu müssen. Das erforderte ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Zurückstellung eigener Bedürfnisse, die Bereitschaft dazu erwartete sie von sich selbst wie auch von ihren Schwestern.
Mit ihrem Berufsethos – dem Zusammenspiel von Ausbildung, Krankenpflege und Seelsorge - begründete Helene Hartmeyer eine Tradition in Rotenburg, die bis heute gültig ist.
Mit dem Grundstein zum Diakonissen Mutterhaus begann die Entwicklung der Stadt hin zu einem überregionalen Ausbildungszentrum in krankenpflegerischen und sozialpädagogischen Berufen.
Noch bis vor wenigen Jahren gehörten die tätigen Diakonissen zum Erscheinungsbild der Stadt.

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