Schaurig-schöne Geschichten mit der „Schwarzen Witwe“
Eine Schwarze Witwe aus dem 19. Jahrhundert auf dem Friedhof an der Lindenstraße? Ein bisschen mysteriös wirkt sie schon, doch charmant und liebenswürdig empfängt sie die Besucherinnen und Besucher. Danach nimmt sie sie mit auf eine Reise durch die historische Bestattungs- und Trauerkultur. Unter dem Motto „Friedhofsgeflüster“ lädt die Friedhofsverwaltung der Stadt Rotenburg (Wümme) für Donnerstag, 4. April 2024, ab 19 Uhr zu einem Rundgang mit der Schwarzen Witwe und schaurig-schönen Geschichten über den Friedhof an der Lindenstraße ein.
Erstmals ist die Schwarze Witwe, Kunsthistorikerin Anja Kretschmer, zu Gast in der Wümmestadt. Sie erzählt über das Sterben unserer Vorfahren, ihre manchmal skurril anmutenden Glaubensauffassungen, von den Ritualen und Bräuchen. Eines fällt dabei sofort auf: „Unsere Ahnen haben damals aktiv den Verstorbenen begleitet, waren selbst die Fürsorger der Toten und mit der Allumfassenheit des Seins verbunden. Sie wussten, wenn das Käuzchen ruft oder der Maulwurf im Hause ist, der Tod bereits vor der Tür steht. Intensiv bereitete man sich auf das eigene Ableben vor, hielt Totenwache und schüttete aus Schutz vor der Wiederkehr der Verstorbenen Asche hinter dem Sarg her“, heißt es von ihrer Seite. Viele dieser Geschichten erwachen beim Friedhofsgeflüster zu neuem Leben und zeigen, wie wichtig ein Bewusstsein für diesen letzten Abschnitt in unserem Leben ist. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldungen sind möglich per E-Mail an friedhofsverwaltung@rotenburg-wuemme.de oder unter der Nummer 04261/71-172.
Die Friedhöfe mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, ist ohnehin das Ansinnen der Friedhofsverwaltung. „Die Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer, wo unsere Verstorbenen beigesetzt werden, sondern sie sind Orte der Begegnung und Orte, die gut tun!“, so Abteilungsleiter Stephan Lohmann. Auch die Rotenburgerin Cornelia Gewiehs ist dafür, mehr Aufmerksamkeit für diese „Orte der Erinnerung“ zu wecken. „Viele halten sich dort gerne auf. Und wir haben zwei Perlen in der Stadt. Gerade der Friedhof an der Lindenstraße ist ein starkes Stück Stadthistorie“, findet sie.
Daher beteiligt sie sich in diesem Jahr gemeinsam mit vielen weiteren Akteuren auch an weiteren Aktionen, darunter an der Organisation des „Tags des Friedhofs“ am 21. September 2024 auf dem Waldfriedhof. Gemeinsam stellen die Friedhofsverwaltung, Gästeführer*innen, Friedhofsgärtnereien, Steinmetze, Bestatter, die Stadtkirchengemeinde, die Hospizarbeit in der Region sowie das Hospiz Zum Guten Hirten, die Rotenburger Werke und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in verschiedenen Arbeitsgruppen derzeit ein buntes Programm für die ganze Familie auf die Beine. „Wir wollen die Bestattungskultur Interessierten näherbringen“, so Stephan Lohmann.
Geplant ist außerdem eine Führung über die Friedhöfe unter der Leitung von Stephan Lohmann. Ausgelöst durch die politische Diskussion um das Thema „Friedwald“ hatte dieser bereits vor einigen Monaten eine solche Führung für die Ratsmitglieder angeboten. Durch die positive Resonanz ist nun eine weitere Führung für Samstag, 20. April 2024, für alle Interessierten geplant. Start ist um 14 Uhr auf dem Friedhof an der Lindenstraße. „Wir möchten den Bürgerinnen und Bürgern damit vermitteln, welche unterschiedlichen Angebote wir eigentlich auf unseren Friedhöfen haben“, erklärt Stephan Lohmann. Dazu gehören auch viele naturnahe Bestattungsmöglichkeiten. Weitere Informationen dazu folgen rechtzeitig.